AGRI-PV Doppelte Nutzung – geht das?
AGRI-PV Doppelte Nutzung – geht das?
Elektrische Energie aus der Sonne zu gewinnen und gleichzeitig, auf derselben Fläche Landwirtschaft zu betreiben, ist eine Herausforderung. Die Herausforderung kommt mit dem Namen AGRI–PV daher. In solchen Projekten wird zwischen den Strukturen einer Photovoltaik Anlage weiterhin eine Agrarnutzung für Getreide, Kartoffeln und andere Nutzpflanzen ermöglicht.
Dieser Herausforderung stellen sich Akteure auf der Schwäbischen Alb bei Veringenstadt. Grund genug für den NABU Fellbach und den SVF einen Walk & Talk – Spezial durchzuführen und der Einweihung der derzeit größten AGRI–PV Anlage, in Baden-Württemberg, beizuwohnen.
Auf einer eingezäunten Fläche von 134.000 m² wurden von der Firma wpd, 14.388 Module und 21 Wechselrichter verbaut. Das Solarkraftwerk hat eine Leistung von knapp 8,5 MWp, was für etwa 3.500 Durchschnittshaushalte bilanziell den Jahresbedarf decken wird.
Die Modulreihen haben einen Abstand von 11m, sodass 10m Bewirtschaftungsbreite für die Landwirtschaft zur Verfügung stehen. Die Module können für eine optimierte Ausrichtung zur Sonne und für eine einfachere Bewirtschaftung, mit großen Maschinen, gedreht werden. Sehr anschaulich wurde dies vor Ort mit einem Mähdrescher und einem Traktor visualisiert.
Die Bewirtschaftung durch zwei Bio-Betriebe hat bereits die ersten Testläufe bestanden. Alle Beteiligten sind auf die erste komplette Vegetationsperiode gespannt. Auch die zehnköpfige Walk & Talk Reisegruppe aus Fellbach hatte viele fachkundige Fragen. Wir erfuhren, dass die Einspeisung in das relativ naheliegende 20KV Mittelspannungsnetz erfolgt und dass die Bewirtschaftung durch Bio-Betriebe den Vorteil hat, dass diese weniger und mit kleineren Fahrzeugen Spritzmittel ausbringen als etwas konventionelle Betriebe. Die Frage weshalb ein Teil der Anlage in Nord-Süd und ein anderer in Ost-West Ausrichtung realisiert ist, wurde mit der effizienteren Bewirtschaftung in Längsrichtung der Grundstücksform begründet. Man konnte leicht erkennen, dass während der Planung eine enge Absprache mit den Agrarfachleuten erfolgte, so dass genügend freie Manövrierflächen für die Landmaschinen zur Verfügung stehen.
Cem Özdemir, Spitzenkandidat für die Landtagswahl von Bündnis 90/Die Grünen, ließ es sich nicht nehmen bei diesem Innovativen Projekt eine kurze und schwungvolle Rede zu halten. Bei strahlendem Sonnenschein und ebenso strahlenden Gesichtern der Beteiligten fasste er dies in folgende Worte. "Wir haben hier etwas ganz Besonderes. Wir verbinden das Beste aus beiden Welten, die Flächen werden weiterhin landwirtschaftlich genutzt und eine Agri-PV-Anlage gibt's noch oben drauf. Am Ende profitieren alle, vom Landwirt, der zusätzliche Einnahmen hat, über die Hersteller und die Gemeinde bis hin zum Klima. Das ist im besten Sinne Patriotismus, denn die Wertschöpfung bleibt in Baden-Württemberg, in Deutschland."
Bei der abschließenden Hocketse ergaben sich viele anregende Gespräche über Für und Wider einer Doppelnutzung und die Herausforderungen. Die Grundstimmung war durchaus ermutigend und positiv. Die Einigkeit war groß, dass mit gegenseitigem Verständnis die durchaus sinnvolle Doppelnutzung durch die handelnden Protagonisten gemeistert werden und es sich tatsächlich um etwas Besonderes handelt, was zur Nachahmung empfohlen werden kann.