Walk & talk spezial: Windenergie – Ein Ausflug auf die Schwäbische Alb
Erstmals in der nun sechsjährigen Geschichte des walk & talk ging es raus aus Fellbach. Und so fuhren 24 Teilnehmer am 15.06.2025 mit der schwäb`schen Eisenbahn Richtung Merklingen. Von dort wanderte die Gruppe unter der Leitung von Tilmann Wied, Geschäftsführer der WPD Construction GmbH, zum Windpark Laichingen. Schon von weitem sah man, dass sich die Rotorblätter der beiden Windmühlen kaum drehten. Warum das? Nun, so erklärte Wied, gibt es verschiedene Ursachen, die ein Windrad an der Stromerzeugung hindern. So kommt es gelegentlich zu technischen Störungen. Und da nur ein laufendes Windrad Strom erzeugt, werden die Ursachen so schnell wie möglich behoben. Wenn also mal ein Windrad trotz bestem Wind steht, so hat das meist eine technische Ursache.
Umstammwerk auf dem Weg zur WKA bei Laichingen
Vogelschlag spielt mittlerweile weniger eine Rolle, da es immer mehr hochwirksame Erfassungsanlagen gibt. Diese stehen in einem idealen Abstand zu den Windrädern. Ist eine geschützte Vogelart wie z.B. der Rotmilan im Anflug, so kann sie dies schon von Weitem sicher erkennen. Dazu wurden tausende von Fotos mittels KI ausgewertet. Meist begleitet von einem mehrwöchigen Monitoring eines Ornithologen. Nähert sich nun solch ein Vogel einem Windrad, so werden die Rotorblätter automatisch abgeschaltet und aus dem Wind gedreht. Entfernt sich der Vogel wieder, so läuft das Windrad erneut an.
Dies geschieht auch nach einem Blitzschlag, der durch eingebaute Blitzableiter dem Windrad nicht wirklich etwas anhaben kann. Sieht man mal von dem kurzfristigen Ausfall der Stromernte ab.
Doch wie kommt nun der gewonnene Strom zum Endverbraucher? Der über das Windrad erzeugte Strom kommt über ein Erdkabel zu einem in der Nähe befindlichen Umspannwerk. Mitunter teilen sich sogar zwei Stromerzeuger ein Umspannwerk, was wirtschaftliche und ökologische Vorteile mit sich bringt. Wenn nun noch ein geeigneter Netzanschlusspunkt in der Nähe liegt, ist die wirtschaftliche Produktionskette perfekt.
Interessant ist hier auch die Wahrnehmung in der Bevölkerung. So wird der Windpark Laichingen von der lokalen Bevölkerung nicht nur akzeptiert, sondern auch begrüßt. Die für das über 10-jährige Projekt benötigten Flächen waren daher schnell verfügbar. Ein Vorteil, der leider nicht überall gesehen wird. Selbst die attraktiven Gewerbesteuereinnahmen haben seither nicht jede Kommune überzeugt.
Und so gibt es noch reichlich sogenannter windhöffiger Standorte, die aufgrund der fehlenden Akzeptanz in der Bevölkerung oder politischer Einflüsse bislang nicht realisiert werden konnten. Wied berichtet hier von den Erfahrungen, die er in den vergangenen Jahren weltweit gemacht hat. Und den teilweise unkomplizierten Genehmigungsverfahren in vielen Ländern, die den Anteil an Windkraftanlagen fördern.
Zur Herstellung der Windräder gab es viele spannende Details. So werden die Rotorblätter allesamt größtenteils von Hand gefertigt. Sie bestehen aus Glasfaser und sind im Bereich der Nabe mit Kohlefasern verstärkt. Dieser Baustoff erlaubt hohe Elastizität und lässt die Blätter auch bei stärkerem Wind noch drehen. Waren früher Windräder mit 100 m Nabenhöhe das Maximum, so werden heute Räder mit 170 m Nabenhöhen und 170 m Durchmesser bei den Rotorblättern gebaut. Der Transport stellt die Beteiligten bei diesen Dimensionen und Gewichten, auch angesichts von maroden Brücken, vor große Herausforderungen. In vielen Projekten wird dies zum limitierenden Faktor.
Und so erntet man mit einer 5 MW-Windmühle neuer Bauart die elektrische Energie für den Jahres-Strombedarf von ca. 6.000 Haushalten.
Zum Schluss wurde noch das Wissen der Teilnehmer getestet. Wie häufig dreht sich ein dreiblättriger Rotor innerhalb einer Minute? Und wieviel km/h erreichen die Rotorblätter an der äußersten, meist aus Schallschutzgründen gezackten Blattspitze?
Die Antworten: 14 Umdrehungen / min und 400-600 km/h bei kleinen Windrädern und 360 km/h bei großen, modernen Windrädern. Hätten Sie es gewusst?
Text und Bilder: Petra Hübner & Tilmann Wied