Rebhuhnprojekt Schmidener Feld wird offizielles Partnerprojekt der landesweiten „Allianz für Niederwild“.
Fellbach, 13. Juli 2021 - Rebhuhnprojekt Schmidener Feld wird offizielles Partnerprojekt der landesweiten „Allianz für Niederwild“
In Fellbach, vor den Toren der Landeshauptstadt, gibt es eine kleine gefiederte Besonderheit: Das Rebhuhn. Den Erhalt dieser vom Aussterben bedrohten Art, hat sich ein Lenkungskreis aus Naturschutzbehörde, Landwirtschaft, Stadt Fellbach, Landschaftserhaltungsverband, Naturschutzbund, Jägerschaft und dem Büro Tier- und Landschaftsökologie Dr. J. Deuschle auf die Fahnen geschrieben. Gefördert wird das Projekt von der Stiftung Naturschutzfonds des Landes Baden-Württemberg. Genauso vielfältig wie die Akteure, sind die Maßnahmen, die bereits seit einigen Jahren umgesetzt werden. Neben dem Pflegen von Feldgehölzen, einem Leinen-und Wegegebot zur Brutzeit, dem Aufbau eines Prädatorenmanagements und dem Anpassen von Mahdzeitpunkten, geht es vor allem um die Anlage sogenannter mehrjähriger Blühbrachen. Hier können die seltenen Vögel am Boden brüten und ihre Jungen aufziehen. Und das mittlerweile mit Erfolg!
„Uns ist es gemeinsam gelungen, den Abwärtstrend bei der lokalen Rebhuhnpopulation zu stoppen und wieder umzukehren. Das ist eine absolute Sensation“, fasst Markus Wegst, Sprecher des Lenkungskreises und Mitarbeiter der Unteren Naturschutzbehörde die Situation vor Ort zusammen. Die Erfahrungen aus dem lokalen „Rebhuhnprojekt Schmidener Feld“ fließen seit 2016 gemeinsam mit den Erfahrungen aus derzeit 10 weiteren Lokalprojekten und vier Modellregionen im Land in das landesweite Kooperationsprojekt Allianz für Niederwild der Wildforschungsstelle(WFS) des Landes und dem Landesjagdverband (LJV) ein. „Das Projekt hier war eines der ersten Lokalprojekte im Land und hat damit Pilotcharakter. Daher ist es nun auch offizielles Partnerprojekt der Allianz für Niederwildgeworden“, betont René Greiner vom Landesjagdverband. „Die entstandenen artenreichen Blühbrachen und das Zusammenspiel der verschiedenen Akteure zeigen anschaulich, wie dem Rebhuhn und somit zahlreichen anderen Feldbewohnern und Insektenarten eine Zukunft in unserer Kulturlandschaft geschaffen werden kann“, fasst Anne Scholl von der Wildforschungsstelle des Landes die Entscheidung zusammen.
Markus Wegst ist auch in Bezug auf die Landesebene zuversichtlich gestimmt: „Es ist schön zu wissen, dass durch einen engen fachlichen Austausch mit der Allianz für Niederwild unsere Erfahrungen auch über den Landkreis hinaus wahrgenommen werden. Wenn wir die bestehenden Vorkommen wieder vernetzen können, hat das Rebhuhn eine Chance. “Die Erkenntnisse werden nämlich durch das Projekt Allianz für Niederwild landesweit gebündelt und dienen der Weiterentwicklung der Agrarförderprogramme im Land Baden-Württemberg. Und das mit Erfolg: Denn durch die neugestalteten Fördermaßnahmen im Land profitieren nun überall Rebhuhn, Feldhase, Wildbiene und nicht zuletzt die Landwirtschaft davon.
Hintergrundinformation:
Die Allianz für Niederwild ist ein Kooperationsprojekt der Wildforschungsstelle des Landes und des Landesjagdverbandes Baden-Württemberg. Das Projekt ist im Juni 2020 als herausragendes Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt ausgezeichnet worden. Die Allianz ist ein breites Bündnis von Jägern, Naturschützern, Kommunen, Landwirten, Grundeigentümern, Behörden und Forschungseinrichtungen in Baden-Württemberg. Gemeinsam wollen die Akteure individuelle Handlungsmöglichkeiten zielorientiert zusammenführen, um dem Verlust an Offenlandarten entgegen zu wirken. Ziel ist es Offenlandarten durch Verbesserung ihrer Lebensbedingungen und Lebensräume zu fördern. Der Erhalt einer nachhaltigen Bewirtschaftung unserer landwirtschaftlich geprägten Kulturlandschaft ist ein wichtiges Element dabei. Ein dauerhafter Entzug aus der Bewirtschaftung, Nutzung oder Pflege dieser Lebensräume stellt dabei keine Lösung dar. Nutzungsgebote und -verbote schaffen weder Akzeptanz innerhalb der Landwirtschaft, noch werden sie den Artenverlust in der Agrarlandschaft nachhaltig bremsen. Die Arten Feldhase, Rebhuhn und Fasan bilden für das Projekt die Leitarten. Sie stehen stellvertretend für den starken Rückgang vieler Arten des Offenlandes. Um die Kernforderungen des Projekts bezüglich der Weiterentwicklung der Agrarförderprogramme mit praktischen Beispielen zu untermauern und um Anpassungs-und Klärungsbedarf in der Agrarförderung, die „Stolperstellen“ in der praktischen Umsetzung, zu identifizieren, wurden in den vergangenen Jahren vier Modellregionen eingerichtet und ein enges Netzwerk aus Lokalprojekten aufgebaut, um die Erfahrungen im Land zu bündeln.